Im Herzen von Bleckede
Zahlreiche schmucke Fachwerkhäuser, viele kleine und größere inhabergeführte Geschäfte, dazu Cafés und Gastronomien – das macht die historische Innenstadt von Bleckede aus. Beste Voraussetzungen für einen Klönschnack oder gemütliches Bummeln zwischen Elbhafen, Schloss und Bahnhof. Hier ist alles noch fußläufig erreichbar, der Kunde willkommen und die Vielfalt größer als man denkt. Im Faltblatt „Orientierung in Bleckede" finden Sie Hinweise zu Gastronomiebetrieben, Einkaufsmöglichkeiten etc.
Stadtführungen durch Bleckede
Starten Sie Ihren Gruppen-Aufenthalt in Bleckede mit einem geführten Stadtrundgang! Dabei erhalten Sie innerhalb einer Stunde (auf Wunsch auch länger) einen kompetenten Überblick – optisch, kulturell und geschichtlich. Gerne vermitteln wir Ihnen in der Tourist-Information (Telefon 0 58 52 - 95 14 14) einen Stadtführer. Die Führungen eignen sich für Gruppen aller Art mit maximal 20 Personen und starten in der Regel auf dem Schlosshof. Sie haben die Möglichkeit, den Gerichtssaal, das Renaissancezimmer und den Schlosssaal im Nordflügel des Bleckeder Schlosses im Rahmen der Stadtführung zu besichtigen. Weiter geht es zur Zehntscheune, Fachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert, der ältesten Apotheke im Landkreis Lüneburg, zur St.-Jacobi-Kirche, über den Stadtdeich bis zum Hafen und wieder zurück zum Schloss oder einem anderen vereinbarten Punkt.
Drei große Söhne Bleckedes feiern 2025 Geburtstag
Kulturprojekt Jahrestage heißt die Aktion, mit der Bleckede 2025 drei seiner großen Söhne feiert. Hermann Collitz hat in diesem Jahr 170. Geburtstag, Kurt Löwenstein 140. und Jörg Immendorff 80. Geburtstag. Alle drei erreichten als Sprachwissenschaftler, Schulreformer und Künstler internationale Bekanntheit und Bedeutung. Für Sonntag, 13. April, 11 Uhr, ist im Bleckeder Haus ein gemeinsamer Festakt geplant, um die drei herausragenden Persönlichkeiten zu würdigen. Auch die Geburtshäuser der drei gibt es noch, nah beieinander in der Bleckeder Innenstadt.
Hermann Collitz wurde 1855 im Haus seiner Eltern in der heutigen Friedrich-Kücken-Straße 13, geboren. Die Eltern hatten Viehwirtschaft und einen Schlachterbetrieb. Zu Hermann würde man heute sagen, „er war ein hochbegabter Junge“, aber auch damals erkannten Eltern und Lehrer früh, dass Hermann ein besonderes Talent und eine Begeisterung für Sprachen hatte. Mit Latein, Französisch, Englisch und Griechisch war er längst vertraut, als er – mal eben in der Zeit zwischen Abitur am Johanneum in Lüneburg und seinem ersten Semester an der Uni Göttingen – Sanskrit lernte, eine alte Sprache, die ihn faszinierte. Hermann Collitz wurde 1886 ans Bryn-Mawr-College nach Philadelphia / USA berufen, später lehrte er an der Johns Hopkins University. Sein Schwerpunkt: Vergleichende deutsche Philologie. Sein Vermächtnis: er gilt als bedeutender Modernisierer der Sprachwissenschaft.
Kurt Löwenstein wurde 1885 in der Breite Straße 17 geboren. Seine Familie betrieb ein Kurzwaren- und Putzmacher-Geschäft. Kurt wuchs zusammen mit seiner älteren Schwester Gertrud in einer frommen jüdischen Familie auf. Auch seine Lehrer drängten, er sei begabt, er müsse weiterlernen. Löwenstein gelang das aus eigener Kraft und mit großer Zielstrebigkeit, er studierte Philosophie und Pädagogik. Nach dem Ersten Weltkrieg war es ihm das Wichtigste, an der Neuordnung eines demokratischen Staates mitzuarbeiten, er war der führende Bildungspolitiker der SPD in der Weimarer Zeit, Reichstagsabgeordneter von 1920 bis 1933. Seine Arbeit galt den nicht privilegierten Arbeiterkindern, und seine Ideen waren für konservative Kreise revolutionär. Er forderte die Einheitsschule, Arbeiter-Abiturientenkurse, gemeinsames Lernen von Jungen und Mädchen, Staffelung der Schulgelder, Ausweitung der Schulspeisung. Er setzte Modellprojekte durch, startete außerschulische Programme, die den Kindern beibrachten, wie Demokratie funktioniert. Seine Vision war „die Schule der werdenden Gesellschaft.“
Löwenstein wird mit seinen bahnbrechenden Ideen zum Hass-Objekt der Nationalsozialisten. Einem Überfall der SA im Frühjahr 1933 entkommt er nur knapp. Er flüchtet mit seiner Familie nach Frankreich.
Jörg Immendorff, am 14. Juni 1945, in Bleckede in der heutigen Lauenburger Str. 7 geboren, erinnerte seine Schulzeit so: „Ich hatte kein Interesse für fast alle Fächer, außer Malen und Zeichnen.“ Nach der Trennung seiner Eltern und dem Umzug der Mutter nach Bonn, kam er aufs Internat. Bei einer Shakespeare-Theateraufführung malte er das Bühnenbild und verkaufte sein erstes Bild. Sein Kunstlehrer war überzeugt: „Jörg muss auf die Kunstakademie.“ 1963 war es soweit. Immendorff geht nach Düsseldorf. Sein Lehrer: Joseph Beuys, der ihn fördert. Immendorff provoziert mit politischen Aktionen und Happenings, arbeitet als Kunsterzieher, malt den berühmten Zyklus „Café Deutschland“, setzt die Ost-West-Thematik in Kunst um, gestaltet den „Teilbau Bleckede“. Das Projekt, am Hafen seiner Geburtsstadt aufgestellt, wird beschädigt. Immendorff holt es zurück. Er ist jetzt international bekannt und renommiert. In den 80er Jahren werden seine Bilder immer beliebter und immer teurer. Immendorff wird krank: Die ALS-Diagnose ist ein Schock. Seine Familie – Oda, seine Frau, und Ida, die gemeinsame Tochter – geben ihm Kraft. Und seine Kunst. Er hat es so gesehen und gesagt: „Ein Künstler hat zu malen, bis er stirbt“.
Diese drei außergewöhnlichen Männer, verbunden durch den Ort ihrer Geburt, sollen nun am 13. April im Bleckeder Haus geehrt werden: Das Kulturprojekt Jahrestage und die Bürgerstiftung als Veranstalter tun das mit einem Festakt, der das Leben von Collitz, Löwenstein und Immendorff auf besondere Weise zusammen bringt: In einer Aufführung, einer szenischen Lesung, in der die drei aufeinander treffen und aus ihrem Leben erzählen, dargestellt von drei Schauspielern, die Collitz, Löwenstein und Immendorff auf der Bühne verkörpern. Im Anschluss an den Festakt wird zudem eine Ausstellung eröffnet, die Leben und Wirken der drei Söhne Bleckedes aufzeigt. Diese Ausstellung wird bis zum 31. Mai im Bleckeder Haus zu sehen sein. Jeweils Mi. Frei. und Sa. von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Text: Heidi Petermann-Kadach
St.-Jacobi-Kirche
Der schlichte spätbarocke Stil prägt das Äußere der St.-Jacobi-Kirche – der Turm ist jedoch älter. Im Inneren befinden sich gleich mehrere Kunstgegenstände: die Kreuzigungsgruppe, die wohl um 1500 in Lüneburg entstand, die Kanzel, der Taufstein und die älteste Glocke – alle drei zu Beginn des 17. Jahrhunderts vom Bleckeder Burghauptmann Fritz von dem Berge und seiner Frau gestiftet. Auffällig sind die beiden noch jungen Farbfenster aus dem Jahr 1992, eines bezieht sich auf die erste Fährfahrt nach der Deutschen Teilung am 26. November 1989. Mehr zur St.-Jacobi-Kirche erfahren Sie unter https://kirchengemeinde-bleckede.wir-e.de/willkommen
Deutsche Fachwerkstraße
Fachwerkhäuser prägen viele Regionen Deutschlands und so haben sich bundesweit gut 100 Fachwerkstädte zur Deutschen Fachwerkstraße zusammengeschlossen. Die Route "Von der Elbtalaue in den Harz" beginnt bei uns in der Stadt Bleckede. Wer in die Innenstadt hineinkommt, kann sofort erkennen, warum dies so ist. Doch auch in den Nebenstraßen und Ortsteilen lassen sich noch zahlreiche Fachwerkhäuser finden und nicht zuletzt das Bleckeder Schloss stellt ein herausragendes Beispiel dieser Bauweise dar. Mehr Informationen erhalten Sie unter hier
"Eckermann-Haus" am Marschdeich
Welche Bezüge gibt es zwischen dem Eckermann-Haus, Johann Wolfgang Goethe und dem Deichbau?
Der 1792 in Winsen/L. geborene Schriftsteller Johann Peter Eckermann erwarb sich das Vertrauen Johann Wolfgang von Goethes und wirkte ab 1823 für ihn in Weimar. Seine Studien zum Deichbau, die in „Faust II“ verwendet werden sollten, führten ihn im Juni 1826 zu Deichbauingenieur Christian Bertram nach Bleckede, mit dessen Schwester Johanna Eckermann verlobt war.
Mehr als drei Jahre wohnte Johanna Bertram in Bleckede. Glühende, fordernde und tröstende Briefe gingen zwischen Weimar und Bleckede hin und her. Erst im Jahre 1831 fand die Hochzeit in Northeim statt. Mancher Spaziergang mit „Hannchen“, so nannte Eckermann die intelligente Kaufmannstochter Johanna Bertram aus Hannover, führten „Johann & Johanna“ auch auf dem Deich zum Ausflugslokal Heisterbusch. Deshalb trägt ein beliebter Spazierweg am Deich seinen Namen. Lesen Sie mehr zu dieser Verbindung, den Studien zum Deichbau und zum Haus am Marschdeich 1, in dem die Verlobte Eckermanns von 1825 bis 1829 wohnte.
Heute lebt in diesem Haus die Journalistin und Historikerin Petra Pettmann M.A., deren Familie sogar selbst mit einer Verbindung zu Goethe aufwarten kann: Ihre Vorfahren stammen aus der Frankfurter Bierbrauer-Dynastie Pettmann, die auch mit Goethes Großmutter Cornelia Göthe, verw. Schellhorn, geb. Walther, verschwägert war.
Die Geschichtswissenschaftlerin und zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin für das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue, bietet u.a. „Philosophische Spaziergänge“ entlang des Eckermann-Weges in die Elbtalaue bei Bleckede an, bei denen Teilnehmer Wissenswertes über die Beziehung Eckermanns zu Goethe und das Schicksal der Johanna Bertram erfahren können. Lesen Sie auch:
Ein Leben für Johann Wolfgang Goethe
Fotos: Petra Pettmann